Osteopathie

Im deutschsprachigen Raum werden unter Osteopathie verschiedene Formen von Diagnose und Therapie von Funktionsstörungen der Bewegungsorgane verwendet.

In Europa und Nordamerika werden verschiedene Definitionen von Osteopathie verwendet. Die Darstellung in deutschsprachigen Standardwerken ist nicht ganz einheitlich.

Der Nachweis der Effektivität der Behandlung in den einzelnen Teilbereichen ist sehr unterschiedlich. Aussagekräftige Studien (auf konkrete Indikationen bezogen und mit hohem Evidenzgrad) existieren für die parietale Osteopathie (das Bewegungssystem betreffend) in ausreichender Zahl, sind für die viszerale (das Eingeweide betreffende) Osteopathie spärlich und im Teilbereich der kraniosakralen (schädel-kreuzbeinbetreffenden) Osteopathie nicht bekannt.

Die Evidenz aus klinischen Studien ist nur spärlich vorhanden und nicht zwingend. Osteopathische Behandlungsmethoden sind risikofrei.

Historie

Seit Anfang des 17. Jahrhunderts entwickelte sich in Europa die Kunst des Bone-Setting (Einrichten von Knochen und Gelenken). Seit dieser Zeit war sie Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und wurde meist als Bestandteil der Chirurgie und Orthopädie betrachtet. Ein zentrales Thema der „Bone-Setter“ waren Gelenkfehlstellungen.

 „Bone-Setter“ behandelten nicht nur tatsächliche Luxationen oder Knochenbrüche, sondern verstanden sich auch als bessere Alternative zur zeitgenössischen Schulmedizin: oder von Gelenken, sowie deren Indikationen, Kontraindikationen und Risiken, die zum Teil noch in der heutigen Osteopathie Gültigkeit haben.

Der US-Amerikaner Andrew Taylor Still (1828–1917) begründete vor 140 Jahren die Osteopathie. Still inauguriere am 22. Juni 1874 die Osteopathie als „neue Wissenschaft“.

William Garner Sutherland (1873–1954) erweiterte das osteopathische Konzept auf den Schädel. Er begründete damit die craniosacrale Osteopathie, die amerikanischen John Upledger weiterentwickelte.

Fred Lockwood Mitchell  (1909 – 1974) erweiterte das osteopathische Konzept mit der Muskelenergietechnik: „Ein System der manuellen Therapie zur Behandlung von Bewegungseinschränkungen“.

Muskeln werden willentlich gegen eine genau dosierte Gegenkraft kontrahiert, um dadurch spezifisch lokalisierte Gelenke für eine passive Gelenkbewegung während der Entspannung nach der Kontraktion zu lockern.

Laurence H. Jones inaugurierte Strain und Counterstrain im Bereich der Osteopathie. Es liegt nach seiner Annahme eine neuronale Fehlermeldung durch dysfunktionelle Reflexe vor. Durch Passive Verkürzung des Muskels erreicht er eine  Löschung der Fehlermeldung.

Hierbei  wird das Gelenk  wird in Position der grössten Schmerzfreiheit gebracht,  90 Sekunden gehalten und dann in Neutralposition zurückgeführt.

Heute ist Osteopathie in den USA eine Arztausbildung an Colleges mit dem Abschluss D.O. (Doctor of Osteopathic Medicine). Amerikanische Absolventen der Osteopathic Medicine haben alle Rechte eines ordentlichen Arztes. Es arbeiten aber nur noch etwa 3 bis 5 % überwiegend mit manuellen Techniken am Patienten, und der ganzheitliche Ansatz ist in der Ausbildung nur noch in Ansätzen zu erkennen.

Osteopathie verbreitete sich nach den USA zunächst in Großbritannien. Die Osteopathie in England wurde nach Littlejohn durch den Arzt und Osteopathen Alan Stoddard geprägt, der das anspruchsvolle und aufgrund der ganzheitlichen Aspekte schwer zu integrierende System ähnlich wie Palmer modifizierte. Nach diesem Schritt erhöhte sich die Verbreitung der Osteopathie in England erheblich.

In Deutschland begannen Ärzte in den 1950er Jahren, stark geprägt durch den Austausch mit US-amerikanischen Chirotherapeuten, die „manuelle Medizin/Therapie“ zu nutzen.

In den USA sind Ärzte mit dem Titel D. O. gleichgestellt mit den Kollegen, die den Titel M. D. (lat. Medicinae Doctor, Lehrer der Medizin) erworben haben.

Rechtslage

Da „Osteopathie“ in Deutschland kein Begriff der Umgangssprache ist, muss die Bedeutung bei seiner Verwendung in der Werbung im Gesundheitswesen erklärt werden. Auch weitere Zusatzbezeichnungen mit Buchstabenkombinationen wie D. C., C. O., D. O. sind nicht zulässig, sofern es sich nicht um erworbene und eingetragene Titel von Hochschulen handelt.